Neue Studie bestätigt die Wirksamkeit von Vitamin C bei Krebs
Intravenöses Vitamin C – Neue Hoffnung in der Krebstherapie
Die Behandlung von Krebs stellt eine der größten Herausforderungen der modernen Medizin dar. Während herkömmliche Ansätze wie Chemotherapie, Bestrahlung und Operation oft wirksam sind, reichen sie bei bestimmten Krebsarten nicht aus, um die Überlebenschancen der Patienten signifikant zu verbessern. In diesem Zusammenhang sorgt ein innovativer Ansatz für Aufmerksamkeit: die hochdosierte intravenöse Gabe von Vitamin C. Dieser Ansatz nutzt eine Schwäche von Tumorzellen aus und könnte die Effektivität von Krebsbehandlungen entscheidend steigern.
Ein Durchbruch bei fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs
Eine beeindruckende Studie der University of Iowa widmete sich einer der aggressivsten Krebsarten überhaupt: dem metastasierten Bauchspeicheldrüsenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Diese Erkrankung ist besonders gefährlich, da sie oft erst in einem späten Stadium diagnostiziert wird und die Überlebensraten alarmierend niedrig sind.
Dr. Joe Cullen, Professor für Chirurgie und Radioonkologie an der Universität von Iowa und leitender Autor der Studie, beschreibt die Herausforderung:
„Dies ist eine tödliche Krankheit mit sehr schlechten Prognosen. Die mittlere Überlebenszeit liegt bei acht Monaten mit Behandlung und wahrscheinlich noch darunter ohne Behandlung. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate ist minimal.“
Um die Wirksamkeit von Vitamin C zu testen, wurden 34 Patienten mit metastasiertem Bauchspeicheldrüsenkrebs im Stadium 4 in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe erhielt die Standard-Chemotherapie mit den Wirkstoffen Gemcitabin und Nab-Paclitaxel. Die andere Gruppe erhielt zusätzlich regelmäßige Infusionen mit hochdosiertem Vitamin C.
Die Ergebnisse sprechen für sich: Die Patienten, die Vitamin C erhielten, verdoppelten ihre mittlere Überlebenszeit von 8 auf 16 Monate. Doch nicht nur die verlängerte Lebenszeit war bemerkenswert. Wie Dr. Cullen erklärt:
„Die Behandlung verbessert nicht nur das Gesamtüberleben, sondern die Patienten fühlen sich während der Therapie auch besser. Sie berichten von weniger Nebenwirkungen und vertragen die Behandlung insgesamt deutlich besser. Diese Beobachtungen decken sich mit anderen Studien zu Vitamin C.“
Ermutigende Ergebnisse für weitere Krebsarten
Die positiven Ergebnisse der Bauchspeicheldrüsenkrebs-Studie stehen nicht allein. Anfang des Jahres zeigte eine weitere klinische Phase-2-Studie, dass hochdosiertes intravenöses Vitamin C auch bei Glioblastom, einer tödlichen Form von Hirntumor, eine signifikante Verbesserung der Überlebensrate bewirken kann. In dieser Studie wurde Vitamin C zusätzlich zur Standard-Chemotherapie und Strahlentherapie verabreicht.
Auch bei nichtkleinzelligem Lungenkrebs, einer weiteren schwer zu behandelnden Krebsart, laufen derzeit Untersuchungen. Die Ergebnisse dieser Phase-2-Studie werden noch in diesem Jahr erwartet.
„Unser Ziel ist es zu zeigen, dass die intravenöse Gabe von hochdosiertem Vitamin C nicht nur kostengünstig und gut verträglich ist, sondern auch die Behandlungsergebnisse bei den tödlichsten Krebsarten deutlich verbessern kann“, erklärt Dr. Cullen mit Zuversicht.
Warum wirkt Vitamin C gegen Krebs?
Der Schlüssel zur Wirksamkeit von Vitamin C liegt in der Art und Weise, wie es verabreicht wird. Bei oraler Einnahme kann der Körper nur begrenzte Mengen aufnehmen, die keine therapeutisch relevanten Blutspiegel erreichen. Intravenös hingegen können extrem hohe Konzentrationen im Blut erzielt werden. Diese hohen Vitamin-C-Spiegel lösen chemische Reaktionen in Krebszellen aus, die sie besonders anfällig für Chemotherapie und Strahlentherapie machen. Tumorzellen, die ohnehin oft metabolisch instabil sind, scheinen dieser zusätzlichen Belastung nicht standzuhalten.
Dr. Cullen beschreibt den Fortschritt der Forschung mit Begeisterung:
„Anfangs gab es viele Zweifel, ob dieser Ansatz funktionieren würde. Doch mit jedem Schritt verbesserten sich die Ergebnisse. In Zellkulturen funktionierte es hervorragend, ebenso in Tiermodellen. Als wir schließlich Phase-1-Studien durchführten, waren die Resultate sehr vielversprechend.“ Besonders eindrucksvoll sei eine Phase-1-Studie zu Bauchspeicheldrüsenkrebs gewesen, in der Vitamin C mit Strahlentherapie kombiniert wurde.
„In dieser Studie gibt es heute noch drei Langzeitüberlebende, die bereits neun Jahre nach der Diagnose leben – weit über der typischen Überlebenszeit.“
Kostengünstig und vielversprechend
Ein großer Vorteil des hochdosierten Vitamin C ist, dass es nicht nur gut verträglich, sondern auch leicht verfügbar und kostengünstig ist. Die Ergebnisse dieser Studien unterstreichen, wie wichtig es ist, klassische Behandlungsmethoden mit innovativen Ansätzen zu kombinieren, um die Überlebenschancen und Lebensqualität von Patienten mit schwer behandelbaren Krebsarten zu verbessern.
Die Forschung auf diesem Gebiet wird mit Spannung weiterverfolgt, da sie neue Hoffnung für Patienten und ihre Angehörigen bietet. Intravenöses Vitamin C könnte sich als ein wichtiger Baustein in der Krebstherapie etablieren und so die Tür zu besseren Behandlungsoptionen öffnen – insbesondere für Krebsarten, die bislang als nahezu unbezwingbar galten.
- Kellie L. Bodeker, Brian J. Smith, Daniel J. Berg, Chandrikha Chandrasekharan, Saima Sharif, Naomi Fei, Sandy Vollstedt, Heather Brown, Meghan Chandler, Amanda Lorack, Stacy McMichael, Jared Wulfekuhle, Brett A. Wagner, Garry R. Buettner, Bryan G. Allen, Joseph M. Caster, Barbara Dion, Mandana Kamgar, John M. Buatti, Joseph J. Cullen, A randomized trial of pharmacological ascorbate, gemcitabine, and nab-paclitaxel for metastatic pancreatic cancer, Redox Biology, Volume 77, 2024, 103375, ISSN 2213-2317, https://doi.org/10.1016/j.redox.2024.103375
- Michael S. Petronek, Varun Monga, Kellie L. Bodeker, Michael Kwofie, Chu-Yu Lee, Kranti A. Mapuskar, Jeffrey M. Stolwijk, Amira Zaher, Brett A. Wagner, Mark C. Smith, Sandy Vollstedt, Heather Brown, Meghan L. Chandler, Amanda C. Lorack, Jared S. Wulfekuhle, Jann N. Sarkaria, Ryan T. Flynn, Jeremy D.W. Greenlee, Matthew A. Howard, Brian J. Smith, Karra A. Jones, Garry R. Buettner, Joseph J. Cullen, Joel St-Aubin, John M. Buatti, Vincent A. Magnotta, Douglas R. Spitz, Bryan G. Allen; Magnetic Resonance Imaging of Iron Metabolism with T2* Mapping Predicts an Enhanced Clinical Response to Pharmacologic Ascorbate in Patients with GBM. Clin Cancer Res 15 January 2024; 30 (2): 283–293. https://doi.org/10.1158/1078-0432.CCR-22-3952